Ortsverband Weende

Weende - vom Dorf zum Stadtteil

Erinnerungen einer Weenderin
In Weende wurde ich geboren, wuchs hier auf und verbrachte hier den Großteil meines Lebens. Lassen Sie mich daher über die Wandlung vom Dorf Weende zum Stadtteil Weende und den damit verbundenen Veränderungen aus meiner ganz persönlichen Sicht berichten.
In meiner Kindheit war Weende ein gemütliches, beschauliches Dorf. Ein Dorf der kurzen Wege; allein zwölf Lebensmittelgeschäfte garantierten die Versorgung der Bewohner. Lebhaft kann ich mich an die Zeit erinnern, als wir in der Thiestraße wohnten und ich mit meiner Mutter in dem kleinen Eckgeschäft von Padöna, in der Schlachterei Hampe und in der Bäckerei Thiele einkaufte.
Lebendiger und vielseitiger Einzelhandel
Diese Geschäfte waren allerdings nicht die einzigen ihrer Art in Weende, so gab es insgesamt jeweils drei Schlachtereien und Bäcker, zwei Hauhaltswarengeschäfte, eine Drogerie und ein Fotogeschäft. Dazu kam der größte Lebensmittelladen in Weende, der Konsum mit gleich zwei Niederlassungen.
Zwei Schuh-, Textil- und Kurzwarengeschäfte stellten die Versorgung der Bewohner mit Kleidung sicher. Dank der zwei ansässigen Kohlenhändler musste glücklicherweise auch niemand frieren. Außerdem gab es zwei Schreibwaren- und Toto-Lotto-Läden.
Diverse Handwerksbetriebe wie Maler, Tischler, Schneider, Polsterer, Uhrmacher und sogar ein Elektronikgeschäft dürfen in dieser Auflistung nicht fehlen.
Wichtige Industriebetriebe
In größeren Firmen wie Rube (Papier), Eberwein (Tuch), einem Holzhandel, Schneider (Isco), Alcan, Lange & Co. und der Spirituosenbrennerei Bado fanden viele Weender Arbeit.
Die gesundheitliche Versorgung garantierten drei Zahn- und fünf Hausärzte und das Weender Krankenhaus.
Gastliches Weende
Doch auch der gastliche gemütliche Teil muß erwähnt werden. Früher gab es die stolze Zahl von sieben (!!!) Gasthäusern zur Auswahl, die noch von den Vereinsheimen von Tuspo Weende, Fidelio, Kyffhäuser und SC Weende, um nur einige zu nennen, ergänzt wurden.
Die Weender Kirmes war einer der absoluten Höhepunkte des Jahres und fand alternierend im Gesellschaftshaus von Nolte und im Weender Hof statt. Ein weiterer Höhepunkt war der Uhlenhorst mit Tanztee.
Gute Infrastruktur einer reichen Gemeinde
Die Jahre vergingen, ein Freibad, ein neues Sportgelände und die neue Gemeindeverwaltung wurden realisiert. Im Juni des Jahres 1962 wurde unter großem Beifall der Weender schließlich die Festhalle in Weende eingeweiht. Hierauf folgten auf dem gleichen Gelände die neue Schule und die dazugehörige Sporthalle.
Am Lutteranger eröffnete kurz darauf der erste Supermarkt „Bono“, der einen Strukturwandel und den Niedergang vieler kleinerer Geschäfte im „Altdorf“ einleitete. Die Planung der Universität im Osten von Weende machte ebenfalls große Fortschritte
Ende der Selbständigkeit.
Am 4. Juli 1964 wurde gemäß eines Beschlusses des Niedersächsischen Landtages die Gemeinde Weende trotz erheblicher Widerstände und Bedenken in die Universitätsstadt Göttingen eingemeindet. Die gute Lebensqualität und den eigenen Charakter hat sich Weende trotz allem bis heute erhalten können. Ich bin und bleibe gerne Weenderin.
Marianne Speidel