Diese Überschrift tut weh.
Ist doch die Weender Festhalle neben dem Freibad eines der wenigen Relikte, das auf die Zeit des selbständigen Weende verweist. Das reiche Weende konnte sich in den 50er und 60er Jahren Dinge leisten, die für die meisten anderen Gemeinden in Südniedersachsen undenkbar waren.
Nach der Eingemeindung musste die Halle von ihrer Substanz leben. Alle Versuche in den letzten zehn Jahren, ausreichende Mittel für notwendige Renovierungsarbeiten in den Haushalt der Stadt Göttingen einzustellen, sind letztlich immer wieder gescheitert.
Zwar war es uns gelungen, Beträge von zweimal 60.000 Euro in die mittelfristige Finanzplanung einzustellen und zusätzlich wollte sich der Ortsrat mit fünfstelligen Beträgen beteiligen - aber immer wenn es zum Schwur in den aktuellen Haushaltsberatungen kam, wurden diese Ansätze wieder gestrichen.
Die Gründe dafür waren vielfältig. Zum einen gab es die allgemeinen Sparzwänge, wobei es die Stadt wirklich geschafft hat, in den letzten Jahren keine neuen Defizite anzuhäufen. Andererseits ist die Halle zwar an eine Schule angebaut, ist ihrem Zweck nach aber nicht direkt der Jugend oder dem Sport zugeordnet. Vielmehr wurde sie als ein gewisser Luxus angesehen. Verkannt wurde auch, dass es sich nicht nur um ein Festgebäude für die Weender handelt, sondern dass es in Göttingen keine Halle vergleichbarer Größe für eine Vielzahl auch überregionaler Veranstaltungen gibt, für die die Stadthalle und die Lokhalle schlicht zu überdimensioniert sind. Dass die Vermietungsquote in den letzten Jahren zurückgegangen ist, darf bei dem Gesamtzustand nicht verwundern.
Um so mehr wurden wir von der Idee der Stadtverwaltung überrascht, mit einer Art “eierlegenden Wollmilchsau” vier Ziele zu erreichen:
1. Die Schule am Tannenberg platzt seit Jahren aus allen Nähten. Mit Gipswänden sind schon Flurbereiche abgetrennt worden, um die Raumnot zu lindern. Dafür müssen neue Klassen- und Fachräume gebaut werden.
2. Für eine künftige Ganztagesbetreuung an der Hainbundschule wird unbedingt eine Mensa mit Ausgabeküche benötigt.
3. Zusätzlich braucht Weende einen neuen Hort, der in direkter Nähe zu den Schuleinrichtungen entstehen soll.
4. Aus der Kombination von Mensa und Pausenhalle soll auf der Fläche der alten Halle eine neue Veranstaltungshalle entstehen, die in der Grundfläche größer ist als die alte.
Finanziert werden wird das ganze Projekt mit annähernd fünf Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II. Das heißt, dass der Löwenanteil aller Mittel für Göttingen in Höhe von sieben Millionen Euro nach Weende fließen wird!
Das bedeutete aber auch einen ungeheuren Zeitdruck für den Ortsrat. Die ersten Planskizzen erschienen uns unzureichend. Wir haben klar gemacht, dass wir nicht bereit sind, für das Linsengericht einer bestuhlbaren Pausenhalle unsere betagte, aber bewährte Festhalle aufzugeben.
Unsere Einwände sind sofort von der Verwaltung aufgenommen worden. Da sich in der Hallenhöhe, der Anlage des Eingangs, der Nebenräume und vieler anderer Elemente noch vieles ändern wird, gab es bis zu unserem Redaktionsschluss auch noch keine reale Plan-ansicht des neuen Komplexes.
In der weiteren Planung, Fragen der künftigen Bewirtschaftung, der Ausstattung mit Veranstaltungstechnik und vielen Details werden wir die Weender Interessen weiter vertreten. Wir sind zuversichtlich, den Weendern und den Göttingern im nächsten Jahr aus Trümmern einen Phönix präsentieren zu können.